Die Taubenzucht
Infos zur Taubenzucht
Aus der Sichtweise unserer Bevölkerung ist ein Taubenzüchter jemand, der sich mit Brieftauben beschäftigt.
Dieses ist auch verständlich, da es sehr viel mehr Brieftaubenzüchter als Rassetaubenzüchter gibt.
Wo liegen nun die Unterschiede? Erst einmal sei erklärt, dass alle Tauben in den Felsentauben ihren Ursprung haben. Felsentauben gibt es nur in einer Farbe, nämlich Blau mit schwarzen Flügelbändern.
Durch Mutationen und Züchterhand über hunderte von Jahren sind die heutigen Populationen entstanden. Die Brieftauben sind reine Hochleistungssportler. Des Weiteren gibt es noch Hochflugtauben, diese werden nicht als Botentauben gezüchtet, sondern zeigen in der Luft einen ganz besonderen Flugstil und können bis zu 1000 Meter und höher fliegen.
Unsere Rassetauben sind in Deutschland mit derzeit 324 Rassen anerkannt. Es gibt viele Spielarten. Diese Rassen sind in verschiedenen Gruppen eingeteilt. Diese umfassen Kropf-, Formen-, Warzen-, Tümmler-, Farben-, Strukturtauben und Mövchen. Es gibt über 100 verschiedene Farben und Zeichnungsmuster. Wer sich mit der Rassentaubenzucht befassen möchte, wird mit Sicherheit eine Rasse finden, die dem eigenen Geschmack entspricht.
Es gibt eine große Anzahl von Literatur, wo die einzelnen Rassen mit ihren speziellen Eigenarten beschrieben werden. Jedem Interessenten sei empfohlen, sich mit einem Verein in Verbindung zu setzen, oder im Herbst/ Winter entsprechende Rassegeflügelausstellungen zu besuchen.
Hier können erste Kontakte geknüpft und erste Eindrücke gewonnen werden. Als Anfänger sollte man sich für eine möglichst unkomplizierte Rasse entscheiden, die weder in der Zeichnung noch von ihrem Wesen und ihrer Art her große Fachkenntnisse benötigt.
Rassen mit ganz besonderen Merkmalen sollten dem erfahrenen Züchter überlassen werden.
Für wen ist dieses Hobby geeignet? Jeder, der über ein Grundstück verfügt, wo ein Platz von ca. 30- 50 m² vorhanden ist, kann sich diesem Hobby widmen.
Früher wurde überwiegend in Großstädten die Tümmlertaube gezüchtet. In vielen Mietshäusern war der Dachboden den Tauben vorenthalten. Von alten Züchtern wurde überliefert, dass es in Hamburg Altona und St. Pauli, den klassischen Arbeitervierteln, hunderte von Züchtern gab, die ihre Tauben hoch über den Dächern der Stadt fliegen ließen.
Für viele Arbeitnehmer war es ein kleines Stück Freiheit, dass sie sich in ihrer Freizeit leisten konnten. So konnten sie vom Alltag abschalten und den Feierabend genießen. Aufgrund von Umwelteinflüssen wie Stromleitungen, Verkehr aber auch verständnislosen Nachbarn, müssen viele Züchter ihre Tauben heute in Gartenschlägen und Volieren halten.
Freiflug kann den Tieren dann nur noch sporadisch geboten werden. Wer mit der Zucht beginnen möchte, kann sich zum Beispiel ein Holzgartenhaus als sogenannten Gartenschlag bauen. Auf einer Größe von 4 m² Grundfläche können 3-5 Paar Platz finden. Die Voliere muss etwas geräumiger sein. Hier sollten mindestens 20 m² zur Verfügung stehen. Für die Jungtauben sollte ein separater Raum mit eigener Voliere vorhanden sein.
Zu Beginn müssen mindestens 3 Paare angeschafft werden. Dieses ist für eine erfolgreiche Zucht erforderlich. Für jedes Paar wird eine Nistzelle benötigt. Diese ist die Wohnung der Taube, hier erfolgt die Brut und Aufzucht der Jungen. Als Nisthilfe haben sich sogenannte Nistschalen bewährt.
Diese werden im Fachhandel angeboten. Günstiger sind normale Haushaltsschüsseln aus Plastik mit einem Durchmesser von 26- 28 cm.
Diese werden dann bis ca. zur Hälfte mit Sand oder Erde befüllt. Dann stellt man den Tauben kleine Zweige oder Stroh zur Verfügung und schon fangen sie an, ihr Nest zu bauen.
Das Gelege besteht aus 2 Eiern, diese werden abwechselnd von Täubin und Täuber bebrütet. Nach 18 Tagen ist dann der große Moment gekommen, die Jungen schlüpfen.
Sie werden von den Eltern gefüttert bis sie ca. 30 Tage alt sind. Dann müssen sie die Kinderstube verlassen. Um zu verhindern, dass die Jungtäubchen von alten Täubern gebissen werden, sollten sie in ein separates Abteil gesetzt werden.
Die Alttauben beginnen mit der neuen Brut, wenn die Jungen etwa 16 Tage alt sind. Von daher ist es ratsam, die Nistzelle entsprechend groß zu bauen. Die Maße sollten mindestens 80 cm breit, 60 cm tief und 50 cm hoch sein.
Jedes Paar benötigt seine eigene Nistzelle. Für den nichtbrütenden Partner, sollte für die Nachtruhe ein eigener Sitzplatz vorhanden sein.
Mit etwas handwerklichem Geschick, lässt sich alles selbst herstellen. Für Züchter mit wenig Zeit hält der Fachhandel natürlich alles bereit.
Zum Schluss noch ein paar Worte zum zeitlichen Aufwand einer Zucht. Die Tiere müssen gut versorgt werden. Das bedeutet morgens und abends sollen die Tauben eine Ration Futter und frisches Trinkwasser bekommen. Der Züchter sollte sich auch einige Minuten Zeit nehmen, um seine Tiere zu beobachten. Es kann immer mal sein, dass eine Taube sich nicht wohlfühlt. Dann sollte sie entsprechend separat gesetzt und medikamentös behandelt werden.
Auch muss der Taubenschlag regelmäßig gereinigt werden. Dies geschieht mittels eines Schabers oder Spachtels und sollte mindestens 2 mal wöchentlich erfolgen.
Es gibt auch Züchter, die jeden Morgen und Abend die Reinigung des Schlages vornehmen. Der anfallende Kot und die in der Mauser abgeworfenen Federn, können dem Kompost zugefügt.
Nach ca. 1 Jahr steht ein sehr guter Blumendünger zur Verfügung. Der zeitliche Aufwand für eine kleine Zucht mit bis zu 10 Alttauben und ca. 20 Jungtauben liegt bei ca. 30 Minuten täglich.
Als Züchter bezeichnen wir denjenigen, der seine Jungtauben mit den entsprechenden Ringen im Alter von ca. einer Woche beringt, und somit den Tieren einen lebenslangen Ausweis gibt.
Zu dem müssen die Tauben arten- und farbrein sein, also keine Kreuzungen zwischen verschiedenen Rassen oder Farben. Wer sich für die Kreuzung entscheidet, ist ein Halter, der Spaß an Tauben hat, aber keine Rassezucht betreibt.
Hans- Werner Hübner